Qué xopa?

Schon über zwei Monate lebe ich jetzt schon in Changuinola. Mein Gummibärchenvorrat ist schon lange leer. Nach fast einem Monat habe ich im Supermarkt die Entdeckung gemacht, dass es sogar Vollkorntoastbrot gibt (welches mein Gastvater jetzt auch regelmäßig für mich kauft) und so gut wie jeden Tag esse ich mindestens einmal Fleisch. In meinem Vokabelheft (danke dafür, Opa) sind bis jetzt rund 250 Vokabeln, bzw. Ausdrücke. Den Ausdruck „Qué pasó?“, bzw. letzteres verdreht und 'x' statt 's' „Qué xopa?“ habe ich schon gleich auf dem On-Arrival Camp in Panama-Stadt gelernt und das ist immer das erste ,was Ulises (29), der Freund von meinem Gastvater, zu mir sagt. Auch auf der Straße wird diese Frage oft gestellt: „Ey, qué xopa?“ und als Antwort: „Cool“.

Mit dem Fahrrad konnte ich zwar Changuinola entfliehen, aber nicht richtig Chiquita, denn die in blauen Plastiksäcken eingepackten Bananen wachsen rund um die Stadt. Das Rad wurde mir leider vor ein paar Tagen vom Grundstück geklaut; mein Gastvater ist aber zuversichtlich, dass es wieder gefunden wird, da es ein Mountainbike und keine „banana“ ist, wie das gewöhnliche Fahrrad genannt wird, weil der Lenker gekrümmt ist wie eine Banane. Nun kann ich zur Zeit nicht radeln, in den Bananenplantagen zu spazieren ist aber auch eher schlecht, da zum einen viel gespritzt wird und zum anderen die Zugänge meistens durch ein Tor versperrt sind. Eine Arbeitskollegin meinte zu mir, dass es dort gefährlich sei, da sich dort Männer treffen, um Drogen zu nehmen.

In Finca 30, einem anderen „Stadtteil“ von Changuinola, habe ich eine nette Parkanlage mit Bänken gesehen, aber in meinem direkten Umkreis leider nicht. Ich bin dankbar um die Hängematte und die Veranda bei mir im Garten, um Zeit im Freien verbringen zu können. Der Garten ist recht groß, aber da die 3 Hunde, wie meiner Erkenntnis nach die meisten Hunde in Changuinola, nicht Gassi geführt werden, verbringen sie ihre Zeit 24/7 auch hier. Und der größte Freund von Hunden, die Zecken haben und auf denen ich die Flöhe springen sehe, bin ich nicht… Meistens freuen sie sich anscheinend nur, dass jemand „zu ihnen“ kommt, da sie viel Zeit alleine verbringen müssen.

 

Der Río Changuinola (Fluss), an dem ich einmal war, gefällt mir sehr gut, jedoch sagt mir jeder, dass ich aufgrund der starken Strömung dort nicht alleine hindarf. Außerdem ist es hier nicht üblich, unter der Woche zum Baden an den Fluss zu gehen, viel mehr ist es ein Sonntagsausflug. Trotzdem habe ich mit einem „amigo“ (Freund) schon ausgemacht, dass wir unter der Woche mal an den Fluss gehen.

Dieses Schwimmbad in Changuinola ist Teil einer Hotelanlage (viele der Gäste kommen wegen ihrer Arbeit bei Chiquita hier her) Quelle: privat
Dieses Schwimmbad in Changuinola ist Teil einer Hotelanlage (viele der Gäste kommen wegen ihrer Arbeit bei Chiquita hier her) Quelle: privat

Glücklicherweise habe ich nach ungefähr 1 ½ Monaten auch erfahren, dass es in und um Changuinola sogar Schwimmbäder gibt, wo ich dem schwülen Wetter entfliehen kann. Vor einer Woche habe ich dort zwei Freiwillige des Friedenscorps (cuerpo de paz) aus den USA kennengelernt. Eine von ihnen lebt seit August diesen Jahres in ihrem eigenen Haus in Changuinola (sie ist die Koordinatorin der Freiwilligen in der Provinz Bocas del Toro) und hat schon vorher 2 Jahre lang in einer communidad indígena gelebt. Mit ihr rede ich hauptsächlich in Spanisch, da es bei mir meistens in „spanglish“ (spanish+english) endet, wenn ich nach langer Zeit versuche wieder in Englisch zu reden. Außerdem hat sie Spanisch studiert und kann mir dadurch richtig weiterhelfen. Ich bin richtig froh sie kennengelernt zu haben, da ich mit ihr richtig gut reden kann, sie mit mir die Liebe zum (gesunden) Kochen und Backen teilt und wir bestimmt auch weiterhin noch einiges zusammen unternehmen werden!

Worüber ich auch sehr dankbar bin ist, dass Nelson, mein AFS-Local, für mich organisiert hat, dass ich drei Mal die Woche die Universidad de Changuinola besuchen kann. Ich begleite eine Gruppe von Grundschullehramt-Studierenden, im Alter von ca. 24 bis 35 Jahren, bei ihren Unterrichtseinheiten im ersten Semester. Donnerstag nachmittags Spanischunterricht und Pädagogik, freitag nachmittags Englischunterricht (mein Local ist der Professor), anschließend violencia en general (Gewalt im generellen) und samstag morgens Geografie. Oft fällt jedoch Unterricht aus, da zu viele Studierende fehlen oder der Professor fehlt.

Mit einer Mitschülerin (31) habe ich mich schon mehrmals getroffen. Der erste Anlass war, mir zu zeigen, wie man ihre leckeren Empanadas (Teigtaschen) zubereitet. Im Gegensatz zu meinem Gastvater, dessen Ehefrau, Bruder und Eltern in Panamá-Stadt leben, lebt der Großteil ihrer Familie in der gleichen Finca. Sie lebt mit ihren beiden jüngsten Kindern (die älteste Tochter (14) ihrer drei Kinder hat ihr eigenes Zimmer im Haus ihrer Großmutter) in einer kleinen Wohnung auf dem Grundstück ihrer Mutter. Als ich sie das zweite Mal zuhause besucht habe, habe ich auch ihre Mutter und ihre drei Schwestern und deren Kinder kennengelernt. Als ich geäußert habe, dass ich die Natur so liebe und mich immer freue, wenn ich aus Changuinola rauskomme, haben wir einen großen Spaziergang durch die Felder gemacht zu einem Bekannten der Familie, dem dort Land gehört, auf dem er Kühe und Hühner hat. Auf dem Rückweg haben wir eines der Hühner in einem Sack mit nach Hause zum Kochen genommen.

 

Mir ist aufgefallen, dass der Glaube an Gott in der Familie eine sehr wichtige Rolle spielt. Gerade die Mutter macht viel von Gott abhängig und hat mir bei unserem Spaziergang erklärt, dass die Erdbeben in Mexiko aufgrund des „schlechten Benehmens“ (Drogen, Alkohol, Party, Morde etc.) der Menschen in Mexiko seien. Das erste Mal hat man mir diese Ansicht geschildert. Den Eindruck, dass der Glaube in Panama präsenter ist als in Deutschland hatte ich schon länger: die meisten Frauen im Nutre Hogar beten vor dem Essen und auch bei den limpieza-Aktionen haben wir in der Gruppe gebetet. Ich finde zudem, dass es zahlreiche Kirchen in Changuinola gibt: Evangelische und Katholische Kirche, Hochkirche, Siebenten-Tags-Adventisten-Kirche, Tempel des Johannes der Täufer, Apostolische Kirche, Königreichssaal der Zeugen Jehovas etc. (eine Moschee habe ich auch schon gesehen).

Das heißt aber nicht, dass hier jeder die Ansicht der Mutter meiner Mitschülerin vertritt. Mein Gastvater stimmte zu, dass Gott etwas damit zu tun hat, sagte jedoch, dass die Erde überall auf der Welt zittern müsste, wenn die Erdbeben die Konsequenz des „schlechten Benehmens“ seien. Und in der Universität haben wir im Geografie-Unterricht über die Plattentektonik in Mexiko gesprochen, welche -wie ich es gelernt habe- Auslöser von Erdbeben ist.

Mir ist wieder aufgefallen, dass es wichtig ist, nicht nur mit einer, sondern mit mehreren Personen über ein Thema zu reden. Es ist wichtig sich ins Gedächtnis zu rufen, dass man nicht gleich alles verallgemeinert und es auf das ganze Land bezieht.

Für dieses Wochenende ist die zweite limpieza auf der Isla Escudo de Veraguas Degö geplant, bei der ich allerdings nicht teilnehmen werde, da ich nach dem schönen Ausflug mit Oriel (aus dem Team von Reforestando Centroamérica) am vergangen Sonntag, wahrscheinlich aufgrund des Wassers, in dem ich baden war, das erste Mal Amöbenruhr (sehr unschön) hatte.

Ich wie Tazan an einer Liane schwingend Quelle: privat
Ich wie Tazan an einer Liane schwingend Quelle: privat

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Kommentare: 1
  • #1

    A.+V. (Dienstag, 24 Oktober 2017 14:17)

    interessant was du alles kennenlernst und unternimmst.
    Sei auch weiterhin beschützt!