Weihnachtstage in Panama

Für mich glich Heiligabend letztes Jahr eher meiner Vorstellung von Silvester: Es spielte sich nicht wie ich es gewohnt bin, im kirchlichen und familiären ruhigen Rahmen ab, sondern um 24 Uhr gab es Feuerwerk auf der Straße und wir haben uns ein „Frohes Neues“, nein ich meine „Feliz navidad“ (Frohe Weihnachten) gewünscht.

Meine Freundin Isabell, ihre Gastmutter und ich sind an Heiligabend gegen 6 pm abends mit Taxi und Bus zum Haus des Bruders der Gastmutter gefahren. In dem Haus von Isabells Gastfamilie wird gerade das Haus renoviert, deshalb ist dort also bei ihrem Gastbruder und der Gastmutter kein Schimmer von Weihnachte zu sehen… 

Das Zentrum war zum Teil gesperrt, da in den Straßen viele Stände aufgebaut waren, an denen Obst (vor allem Trauben, Äpfel und Birnen), Feuerwerkskörper, Geschenkverpackungen und vieles mehr verkauft wurden. Die einen haben noch Weihnachtsgeschenke und Lebensmittel für das Weihnachtsessen gekauft, die anderen haben sich an den Ständen die Fingernägel machen lassen oder noch dem Frisör einen Besuch abgestattet. Diejenigen, die sich nur vergnügen wollten, haben Dosenwerfen gespielt. Das Ganze glich eher einem gut besuchten Straßenfest als meiner Erfahrung von einem Heiligabend. 

Bild vor dem Weihnachtsbaum: Isabell, ihre Gastmutter und ich Quelle: privat
Bild vor dem Weihnachtsbaum: Isabell, ihre Gastmutter und ich Quelle: privat

 Das Haus, in dem wir Weihnachten feierten, blinkte wild und die Terrasse war vollgestellt mit Sitzmöglichkeiten. Nach und nach trudelten die Familienmitglieder mit ihrer Begleitung bzw. Familie ein. Auf einem Tisch in der Mitte gab es Äpfel, Birnen, Trauben, eine Art Früchtebrot und Hefezopf. Um 10 pm abends gab es endlich das Weihnachtsessen, auf das Isabell und ich inzwischen gewartet haben, weil wir es von Heiligabend so spät nicht gewöhnt waren. Serviert wurde es auf Plastiktellern mit Plastikgabeln, auch in der Familie, bei der ich im Moment lebe, wird meistens auf Plastikgeschirr serviert, wenn Gäste kommen, da nicht genug normales Geschirr vorhanden ist. Bevor wir gegessen haben, hat der älteste Bruder von Isabells Gastmutter, die 62 Jahre alt ist, alleine vorgebetet und alle haben mit „Amen“ geantwortet. Zu Essen gab es arroz con guandú, jamón, ensalada de papa con pollo, tamales y plátano maduro, das ist Reis mit Guandú (einer Bohnenart), Schwein, Kartoffelsalat mit Hühnchen, Tamales (eine in Bananenblättern gekochte Maismasse) und ein Stückchen frittierte, süße Kochbanane. Die Teller wurden eher schnell auf dem Schoß, als langsam und genüsslich am Tisch (so wie ich es von Weihnachten gewöhnt bin) leer gegessen.

Da man sich danach in Grüppchen unterhalten hat und einige Kinder, mit denen Isabell und ich uns beschäftigt haben, schon gegangen waren, wurde ich schon schläfrig und hätte auch schon nach Hause gehen können. Aber in diesem Moment war mir irgendwie noch nicht ganz klar, dass alle warten bis es Mitternacht ist. Denn um Mitternacht gab es dann das große Feuerwerk auf der Straße, wo sich alle mit Feliz Navidad Frohe Weihnachten gewünscht haben.

Der Himmel spiegelt sich: Strand in Las Lajas Quelle: privat
Der Himmel spiegelt sich: Strand in Las Lajas Quelle: privat

 Am ersten Weihnachtsfeiertag haben Isabell und ich Bus und Taxi genommen, um an die Pazifikküste nach Las Lajas zu fahren. Somit war ich das erste Mal am Pazifik, an einem 12 Kilometer langen Strand, wo wir bis zum schönen Sonnenuntergang geblieben sind.  Am nächsten Tag, den haben wir uns dann frei genommen, sind wir ganz in die Nähe des Vulkans Barú, nach Vólcan gefahren, wo wir -übersetzt- „Raquels Arche“ besucht haben. In "Raquel's Ark", deren Besitzerin aus den Staaten kommt, werden verletzte Tiere aufgepäppelt und sobald wie möglich ausgewildert. Anscheinend ist dies aber nicht immer möglich: der Jaguar ist bei Menschen aufgewachsen und könnte in der Wildnis nicht überleben. Ich habe im Internet nachgelesen, dass sie hier auch eng mit ANAM (Autoridad nacional del ambiente), der nationalen Umweltbehörde arbeiten. Die junge Tochter (ich vermute um die 12 Jahre alt) der Besitzerin hat uns durch die verschiedenen Käfige geführt. In dem Käfig mit den Nasenbären sollten wir uns auf die Bank setzen, denn dann klettern sie zutraulich auf den Schoß und in dem Käfig der beiden Faultiere hat sie uns nacheinander eines der beiden Faultiere in die Arme gegeben mit der Anweisung es wie ein Baby zu halten. So verlief auch der zweite Weihnachtsfeiertage ganz anders als bisher gewohnt, aber es  ist eine schöne Erinnerung an diesen Tag. 

In den Armen ein Faultier: Raquel's Ark Quelle: privat
In den Armen ein Faultier: Raquel's Ark Quelle: privat

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Kommentare: 3
  • #1

    IsabelladeDavid (Freitag, 05 Januar 2018 02:40)

    Super beschrieben Paula ! Es hat mich gefreut den Bericht zu lesen!

  • #2

    A.+V. (Sonntag, 07 Januar 2018 20:09)


    Hallo Paula,
    Wir sind begeistert und können es kaum fassen was du alles sehen und erleben darfst-
    Die schönen Bilder und so nah bei den Tieren , einfach toll!

  • #3

    TakkiPanda (Dienstag, 16 Januar 2018 02:53)

    Du hast ein Faultier gehalten *o*
    Das ist mein "Spiritanimal"!!! :D
    Ich bin so neidisch!!