Meine neue Gastmutter und ihre Tanten

 

Seit fast 3 Wochen lebe ich mit Natividad zusammen und bei ihr fühle ich mich sehr wohl!

 

Ja, der Name hört sich tatsächlich an wie „Navidad“, spanisch für „Weihnachtsfest“; ihre Großmutter wurde tatsächlich an Weihnachten geboren, daher wurde sie Natividad genannt und Nati wurde nach ihrer Großmutter benannt.

 

Man kann sagen, ich wohne jetzt in meiner dritten Gastfamilie, bzw. zuerst Gastvater, dann Gastfamilie und jetzt Gastmutter. Aber so kann ich unterschiedliche Eindrücke gewinnen und das finde ich sogar gut. Nati hat drei Jungs großgezogen, die schon alle ausgezogen sind. Der jüngste von ihnen ist einer der AFS-Freiwilligen von Panamá, der mich schon auf dem On-Arrival Camp vor 5 Monaten empfangen hat. Da Nati schon mal eine Zeit lang AFSler auf Bitte ihres Sohnes bei sich zuhause aufgenommen hat, hat mein Local sie Ende letzten Jahres gefragt, ob sie bereit wäre, wieder jemanden aufzunehmen (mein ehemaliger Gastvater hat sich nicht mehr richtig gemeldet).

 

Wir stehen morgens zusammen auf und während sie sich fertig für die Arbeit macht, kocht in der Küche ihr Frühstück, das sie sich mit zur Arbeit nimmt, und ich esse mein tägliches Müsli mit frischem Obst. Wenn sie abends von der Arbeit kommt, essen wir meistens zusammen, quatschen und schauen auf dem panamaischen Hauptkanal Nachrichten und dann die türkische Dramaserie „El secreto de Feriha“ (Das Geheimnis von Feriha).

 

Letztes Wochenende bin ich zusammen mit Nati und ihrem 11-jährigen Enkel in die Nachbarprovinz Chiriquí gefahren, um dort ihre Mutter zu besuchen, die aktuell bei Natis Tante und Onkel ist, da sie auf eine Operation wartet. Letztendlich waren wir 10h im Bus und keine 24h dort, aber ich habe doch so viel kennengelernt! 

Das ist das bunte Haus, in dem die Tante und der Onkel meiner Gastmutter leben. Quelle: privat
Das ist das bunte Haus, in dem die Tante und der Onkel meiner Gastmutter leben. Quelle: privat

Die Nacht haben wir in Natis Haus in Chiriquí verbracht, in dem ihr ältester Sohn wohnt. Auch Natis Neffe mit Freundin und der Mutter aus Changuinola waren schon seit ein paar Tagen dort zu Besuch, um auf die bekannte „feria de las flores y del café“ in Boquete zu gehen. Gestern Abend musste ich lachen, als ich herausgefunden habe, dass die Freundin und deren Mutter von Natis Neffen tatsächlich auch im Haus geschlafen haben. Und zwar Nati und ich in einem Bett, Natis Enkel mit seinem Papa in einem anderen Bett und der Neffe mit seiner Freundin und ihrer Mutter in einem anderen Bett. Das habe ich in Deutschland noch nie gehört, dass eine Freundin mit ihrem Freund und ihrer Mama in einem Bett geschlafen hat. Meine Gastmutter sagte mir nur, dass das natürlich auch von der Person abhängt – ihr Sohn würde die Mutter nicht mitnehmen. 

Am nächsten Morgen sind wir dann die Mutter besuchen gefahren, weg von der Stadt, weg von Asphaltstraßen, mitten aufs Land, wo Kühe und Pferde grasen, wo Yuca auf Plantagen wächst, wo es nach Orangen duftet, wo man, wie Nati sagt, saubere Luft einatmet, wo nur ab und zu ein Haus steht.

Mir kam es lustiger Weise so vor, dass jedes Haus, das wir dann passierten, einer Tante von Nati gehört. Natividads Mutter hat nämlich 13 Geschwister… So machen wir Halt um die eine Tante zu begrüßen, dann beim nächsten Haus, vor dem die andere Tante in ihren Sessel sitzt, dann winken wir der anderen Tante zu, die vor ihrem Haus sitzt und mit einer anderen Tante erzählt und irgendwann kamen wir bei der Tante und dem Onkel an, wo auch gerade Natividads Mutter wohnt.

Natis Onkel kümmert sich um eines seiner Pferde. Quelle: privat
Natis Onkel kümmert sich um eines seiner Pferde. Quelle: privat

 

Vorher haben wir noch für sie eingekauft, da es nicht sehr einfach ist, ohne Auto von dort aus zum nächsten Supermarkt zu gelangen. Ich bin beeindruckt von dem Lebensstil: Tante und Onkel, beide über 60, haben Kühe, Pferde, Schweine, Hühner, Bohnen, Mais, Chayote (eine birnenähnliche Frucht, die aus der Familie der Kürbisgewächse stammt), Yuca, Otoe (eine im Boden heranwachsende, längliche Knolle, ähnlich zur Kartoffel), Orangen, Kokosnüsse und stellen jeden Tag leckeren Käse her. Sie können sich quasi von dem ernähren, was sie selbst anbauen bzw. auf ihrem Grundstück bewirtschaften. Auch Natividad sagt, dass die Menschen auf dem Land, bzw. ihre Familie oft viel einfacher leben, ihr aber gastfreundlicher und herzlicher vorkommen, zum Beispiel, dass es immer, wenn du kommst, was zu essen gibt und du nie mit leeren Händen nachhause gehst. So saßen wir auf dem Rückweg im Bus mit einem großen Sack Orangen, Chayote, Käse, Almojábanos (bestehend aus Maismasse und Käse) zum Frühstück für den nächsten Morgen, Tamales und mit Kokoswasser in meiner Trinkflasche.

 

Ich habe mich total gefreut, dass mich meine Gastmutter mitgenommen hat und ich ihre Familie kennenlernen durfte und bin schon in Vorfreude auf das nächste Mal!

 

Das sind Erfahrungen, die man tatsächlich nur machen kann, wenn man in einer Gastfamilie lebt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    ng (Freitag, 26 Januar 2018 20:45)

    Ich freue mich immer wieder auf deine neuen blogeinträge. Toll.

  • #2

    A.+V. (Montag, 29 Januar 2018 15:14)


    lb. Paula, wir staunen immer wieder und freuen uns für dich, daß du so viel Neues
    erleben kannst. Vieles ist für uns kaum vorstellbar und du darfst es sogar real erleben!
    Mit großem Interesse, mit Herz und Gedanken begleiten wir dich weiterhin.
    A.+V.