Gespräche über Heimat

 

„Was bin ich? Pfälzerin? Deutsche? Europäerin? Weltbürgerin?“ –

 

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir darüber in der Schule mit unserem Sozialkundelehrer gesprochen haben. Und gestern Abend habe ich mich wieder an die Unterrichtsstunde erinnert und bin froh, dass Sie, Herr Hammann, uns über diese Fragen zum Nachdenken gebracht haben.

 

Ich habe mich mit einer Madrileña, einer Spanierin, über ihre Reise durch Lateinamerika unterhalten. Sie hat in Peru angefangen, ist begeistert von Kolumbien, ist jetzt in Panamá, möchte weiter in den Norden bis nach Mexiko und im Mai von Kuba aus zurück nach Europa, nach Spanien, nach Madrid, in ihre Heimat fliegen. Sie weiß aber, dass sie auch bald wieder nach Lateinamerika zurück kommen wird, nach Argentinien, Brasilien, Uruguay und die Länder entdecken, die ihr noch „fehlen“. Aber auch nach Kolumbien kommt sie nochmal, denn sie liebt Kolumbien und würde dort am liebsten leben. Sie hat da eine Zeit lang auf einer Insel gelebt und Schnorchelkurse gegeben. Sie erzählt mir, dass dort die Lebensmittel günstig waren im Gegensatz zu dem panamaischen Archipel Bocas del Toro, obwohl das Archipel hier auch viel näher am Festland ist als die kolumbianische Insel auf der sie war. Mary, unsere amerikanische Freundin, die schon seit bald 8 Jahren auf der Isla Colón in Bocas del Toro lebt, spricht die Hyperinflation  in Kolumbien an, dass man mit dem Geld, das man dort verdient, im Ausland nichts anfangen kann, weil es einfach nichts mehr wert ist.

 

Die Madrileña erzählt mir, dass sie sich in Lateinamerika so wohl fühlt, so dazugehörig, man kann sagen im Gegensatz zu mir: Sie spricht Spanisch als Muttersprache, hat einen dunkleren Hauttyp, dunkle Haare, ist nicht so steif „wie wir Deutschen“. Ehrlich gesagt, sagt sie, fühlt sie sich zugehöriger zu Lateinamerika, als zum Beispiel zu Deutschland oder dem Norden von Europa, obwohl Deutschland ja viel näher als Lateinamerika an Spanien liegt. Ich sage, dass wir ja auch beide in einer Union leben, wir sind beide Europäer. Ich erzähle ihr, dass mir eine panameña so vorgeschwärmt hat von der europäischen Zusammenarbeit, eine Zusammenarbeit die man in Mittel- oder Südamerika nicht vorfindet. Doch meine Gesprächspartnerin entgegnet mir: „Mira, España, Portugal, Italia y Grecia son la mierda de la Unión Europea“ („Schau, Spanien, Portugal, Italien und Griechenland sind doch der Abschaum der Europäischen Union“) – von wegen Union. Sie scheint sich nicht richtig als Europäerin zu sehen, wäre lieber Latina. Irgendwie bin ich geschockt über ihre Ansicht. Verletzt es mich sogar ein bisschen? Bin ich sogar ein bisschen eifersüchtig, dass sie als Spanierin hier nicht so sehr auffällt wie ich und sie hier mehr „dazugehören“ kann als ich?

 

Ich erinnere mich auch an ein Gespräch mit einem Urlauber aus Italien, der Touristenführer in Rom ist.

 

Er hat mir offenbart, dass er am liebsten hier auf der Insel wohnen würde. In Italien gäbe es so viele Probleme. Angesprochen hat er da die Arbeitslosigkeit und das Flüchtlingsproblem, das in Italien noch so präsent ist. Hier auf der Insel sei alles so entspannt und man könnte sorgenfreier leben.

 

Ich habe jetzt irgendwie das Gefühl, das was in Europa geschehen muss. Wir sind zwar eine Union, aber der Zusammenhalt muss anscheinend gestärkt werden. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Anja (Donnerstag, 01 Februar 2018 18:05)

    Liebe Paula,
    diese Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Ich finde es sehr schade, dass Europa so uneins wirkt. Vielleicht bewirkst du ja mit deiner Haltung doch ein Umdenken bei dem einen oder anderen. Steter Tropfen hölt den Stein! �
    Alles Liebe und weiterhin eine erfahrungsreiche Zeit!
    Ciao