Nicaragua 2.0

Nach einer Woche unterwegs im Südwesten Nicaraguas, bin ich wieder nach Changuinola zu meiner Gastmutter und meiner Arbeit zurückgekehrt. Ich bin sehr froh diese spontane Reise mit Marten, einem anderen AFSler aus Deutschland, gemacht zu haben, da ich jetzt auch ein anderes Land in Zentralamerika kennenlernen durfte und das wiederum mir gezeigt hat, wie unterschiedlich diese Länder doch sind und, dass Panama allein nicht unbedingt ganz Zentralamerika präsentiert, sondern einfach ein Land von Zentralamerika, welches seine eigene Geschichte und Kultur hat.

Blick auf die Kathedrale von Granada Quelle: privat
Blick auf die Kathedrale von Granada Quelle: privat

Von San José aus haben wir einen der modernen Reisebusse (mit denen man zum Teil von Panama bis nach Mexiko fahren kann) nach Granada, die am Nicaraguasee gelegene Stadt aus der spanischen Kolonialzeit, genommen. Dass Granada den Spaniern schon damals als Vorzeigestadt diente, kann man laut Reiseführer noch gut erkennen, da sie immer wieder getreu den alten Plänen aufgebaut wurde. Aufgrund ihres Flairs und der Lage haben wir die ersten beiden Nächte in einem Hostel im Zentrum von Granada verbracht. Die Häuser dort haben oft einen quadratischen Grundriss mit Innenhof, in dem heute viele Pflanzen wachsen und Hängematten hängen. In den Straßen fahren viele Pferdekutschen, die zum einen zur Stadtrundfahrt für Touristen und zum anderen immer noch als Transportmittel dienen. Schon in Granada wie auch an anderen Orten, an denen wir waren, ist mir aufgefallen, dass es in Nicaragua viele soziale Projekte zu geben scheint. Zum Beispiel www.upnicaragua.org, wo man mit dem Kauf eines handgemachten Produktes in die Bildung von Mädchen in Granada investiert. Auf deren Website steht unter anderem: „Vor allem Granada ist ein boomendes Touristenziel;[…] Ein Fakt der jedoch nicht vergessen werden darf, ist, dass Granada in Nicaragua liegt - dem zweitärmsten Land in der westlichen Hemisphäre. […]“.

Mir kam der Gedanke in den Sinn, dass Nicaragua womöglich mehr Hilfsgelder als zum Beispiel Panama erhält. Interessant ist aber auch, dass die Krankenschwester des Nutre Hogar, die vor mehrere Jahre in einem Krankenhaus in Nicaragua gearbeitet hat, das Gefühl hat, es gäbe mehr unterernährte Kinder in Panama als in Nicaragua, obwohl Nicaragua ärmer ist. Dazu muss man jedoch sagen, dass ihre Zeit in Nicaragua schon lange her ist und die Situation im Rest des Landes auch anders aussehen mag, als an dem Ort, wo sie sich aufhielt.

Halt bei einer Insel auf der Kapuzineräffchen leben. Quelle: privat
Halt bei einer Insel auf der Kapuzineräffchen leben. Quelle: privat

Am ersten Tag in Granada haben wir eine 2-stündige Bootsfahrt im Nicaraguasee zu einem Miniarchipel mit 365 winzigen Tropeninseln gemacht, was uns das Hostel organisiert hat und 15 Dollar gekostet hat. In dem Boot waren nur wir drei und Marten hat sich gefragt, ob der Bootsfahrer nicht voll den Verlust gemacht hat ein fast leeres Boot zwei Stunden lang durch die Gegend zu fahren. Die Inseln entstanden laut Reiseführer vor 10000 Jahren, als der benachbarte Vulkan ausbrach und sich seine heutige zerklüftete Silhouette schuf. Sie gehörten einst zu den ärmsten Teilen Granadas und auf einigen leben auch heute noch arme Familien, denen das Land, auf dem sie leben, in der Regel nicht rechtmäßig gehört. Nach und nach werden sie durch Leute wie die Familie Pellas, Eigentümer des nicaraguanischen Rums „Flor de caña“ und die Familie, denen die nicaraguanischen Zeitung „La Prensa“ gehört, deren Häuser uns der Guide gezeigt hat, verdrängt. Bekannt sind auch die sogenannten Affeninseln, die in Besitz eines amerikanischen und eines nicaraguanischen Tierarztes sind. Dort haben auch wir haltgemacht, um uns den zutraulichen und verfressenen Affen zu nähern.

Apoyo-Kratersee Quelle: privat
Apoyo-Kratersee Quelle: privat

 

An einem anderen Tag sind wir abends im Nationalpark von Masaya mit einem Amerikaner, den wir kennengelernt haben, zum Santiago-Krater, dem aktivsten Vulkan des Landes hochgefahren. In der Nähe des Santiago-Kraters befindet sich im tropischen Trockenwald auch der Apoyo-Kratersee, in dessen unberührte und kristallklare Wasser Marten und ich am folgenden Tag rein gesprungen sind. Auf dem Hin- und Rückweg haben uns Nicaraguaner aufgegabelt und uns auf der Ladefläche ihrer Autos mitgenommen. Für die Einheimischen, die uns gesehen haben, muss es ein merkwürdiges Bild gewesen sein, uns auf dem Rand der Ladefläche sitzen gesehen zu haben, weil dort normalerweise immer nur Einheimische mitfahren.

Mit dem öffentlichen Bus und einem „collectivo“ (Fahrgemeinschaft) sind wir letztendlich von Granada weiter südlich nach Popoyo, einem, im Reiseführer nicht erwähnten kleinen Surf-Ort gefahren, wo wir die letzten vier Tage unseres Urlaubes in Ruhe genossen haben. Nachdem ich dort einen Vormittag lang hoffnungslos den auf den Wellen reitenden Surfern zugeschaut habe, habe ich mich dazu überzeugt, einen 2-stündigen Surfkurs bei Maykolito, dem einzigen „lokalen“ Surflehrer von Popoyo, zu machen, um auch zu einem kleinen „Erfolgserlebnis“ zu kommen. Ob unser britischer Zimmergenosse, der in Costa Rica eine Woche lang in seiner Surfboardtasche am Strand geschlafen hat, der betrunkene Nicaraguaner, der Marten und mir während des Mittagessens im lokalen Kiosk Erfolg in unserem Leben gewünscht und auf uns getrunken hat oder der in seinem Auto rumreisende Halb-Brasilianer, der uns in sein Haus im Dschungel von Panama eingeladen hat: Ich habe interessante Menschen aus aller Welt kennengelernt und unvergesslicher Eindrücke und Erinnerungen mitgenommen.

Sonnenuntergang am letzten Tag in Popoyo. Quelle: privat
Sonnenuntergang am letzten Tag in Popoyo. Quelle: privat

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Kommentare: 2
  • #1

    A.+V. (Sonntag, 18 März 2018 20:06)

    Gemeinsam haben wir deinen Eintrag gelesen und die Bilder angeschaut, so
    können wir dich in Gedanken begleiten und wünschen weiterhin gute Erfahrungen.
    Gruß, A.+V.

  • #2

    Chiricana (Dienstag, 20 März 2018 14:49)

    Hört sich nach einer hammermäßigen Zeit in Nicaragua an ! Echt super beschrieben Paula !