Schildkröte unter dem Sternenhimmel

Zum dritten Mal bin ich vergangenes Wochenende mit den anderen Freiwilligen von Reforestando Centroamericá am Strand von San San Pond Sack in der Nacht patrouilliert, um die Baula-Schildkröte, einer der größten der Welt, bei der Eiablage zu beobachten und deren Eier an einen sicheren Ort zu bringen. 

Aufgeteilt in 3 Gruppen bin ich mit Oriel, Leidy und deren Freund Oriel um 0:30 am Strand losgelaufen. Für die 5 km lange Strecke rechnet man hin und zurück circa 4h ein, plus die Zeit, wenn man auf eine Schildkröte stößt. Da die beiden Gruppen vor uns kein Glück hatten, war meine Hoffnung auf eine Baula-Schildkröte umso größer! Und wir hatten Glück - kurz nachdem wir uns wieder auf den Rückweg gemacht haben, hat Oriel, der schon seit 6 Jahren Patrouille läuft, eine Spur im Sand entdeckt. Die Spur kam direkt aus dem Meer und endete ein ganzes Stück in der entgegengesetzten Richtung in einer Fläche, wo der Sand dunkler aussah, da er aufgewirbelt wurde. Kurz darauf hat Oriel die große Schildkröte entdeckt, die gerade dabei war, das Loch mit ihren hinteren Flossen für die Eiablage auszuheben. Der andere Oriel, der zum ersten Mal dabei war, und ich haben gefühlt eine kleine Ewigkeit gebraucht bis auch wir endlich die Schildkröte, die im dunklen, nassen Sand kam auffällt, ohne Taschenlampenlicht entdeckt haben. 

Die Baula ist eine Lederschildkröte und besitzt keinen typischen schuppenartigen Panzer Quelle: Oriel
Die Baula ist eine Lederschildkröte und besitzt keinen typischen schuppenartigen Panzer Quelle: Oriel

Dann ging alles ganz schnell: die Baula-Schildkröte hat mit der Eiablage begonnen und Oriel hat sich schnell auf den Boden hinter die Schildkröte gelegt, um die Eier mit einer großen Plastiktüte aufzufangen. Oriel hat uns erklärt, dass sich die Schildkröte während der Eiablage in einer Art Trance befindet, da sie sich nur auf diesen Vorgang konzentriert. Daher war unsere Aufgabe währenddessen im roten Taschenlampenlicht die Schildkröte zu messen, äußerliche Verletzungen, sowie die -wenn vorhanden- in Metall gestanzten Markierungen  an den Hinterflossen ausfindig zu machen. All diese Informationen haben wir notiert, da sie anschließend an eine Plattform, wo Schildkröten aller Welt registriert werden, weitergegeben werden. Der Vorgang der Eiablage dauert zwischen 45min bis 1 Stunde. Nach dem unsere Baula-Schildkröte 108 Golfball große "huevos fértiles" (fruchtbare Eier) und 36 huevos "vanos" ("vergeblich", dienen als Platzhalter, wenn die Neugeborenen aus den "huevos grandes" unter der Erde schlüpfen) gelegt hat, schüttete sie ihr Loch wieder mit Sand auf und bewegte sich im Sand hin und her, damit Fressfeinde ihre Eier nicht finden. Als sich die Baula-Schildkröte, die eine Panzerlänge von 1,59m hat, wieder davon gemacht hat, haben  Oriel, der das erste Mal dabei war, und ich direkt ausgemacht in zwei Monaten am Freitag, den 15. Juni wieder zu kommen, da an diesem Tag vermutlich die Schildkrötenbabys schlüpfen werden. Wohl um die 4 km mussten wir daraufhin mit der schweren Tüte, voll Schildkröteneier, zum "vivero" zurücklegen, wo die Eier in dem geschützten Gehege 70 cm tief eingebuddelt wurden. 

Letztendlich waren wir bis zum Sonnenaufgang am Strand unterwegs. Quelle: Oriel
Letztendlich waren wir bis zum Sonnenaufgang am Strand unterwegs. Quelle: Oriel

Diesen Moment, bei sternenklarer Nacht mit Sternschnuppen am Himmel, dem rauschenden Meer auf der einen Seite, die Palmen, die sich in den Himmel strecken, auf der anderen Seite und die faszinierend große Schildkröte direkt vor meinen Augen, werde ich wohl nie vergessen.

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Kommentare: 3
  • #1

    A. + V. (Dienstag, 17 April 2018 17:47)

    wunderbar, Paula, so ein tolles Erlebnis in der freien Natur, ich kann es kaum fassen!

  • #2

    Clara (Dienstag, 17 April 2018 20:03)

    Ach Paula, ich bin so neidisch! Was für ein wundervolles und einmaliges Erlebnis! ❤️ Ich hoffe du kannst beim schlüpfen der kleinen Schildkrötis dabei sein! �

  • #3

    Karin (Mittwoch, 18 April 2018)

    1,59 m! Ich bin beeindruckt! In 8 Wochen ist Mitte Juni - ob das mit den Schildkroetenbabys Klappt?