Nach 9 Monaten im Nutre Hogar muss ich sagen ich, dass ich von allen gut aufgenommen wurde und ein gutes, entspanntes Verhältnis zu den meisten Kolleginnen habe: Wir zeigen uns gegenseitig Bilder von unseren Familien und reden über Gott und die Welt. Andrea helfe ich Bilder aus ihrem Garten oder ihrer Familie in den Whatsapp-Status hochzuladen oder eine neue Flatrate für das Handy zu buchen, Elizabeth und Flor bringen mir den hier gesprochenen Dialekt Ngobe bei („Yebro guarbo ti krogue“ = „No es nada para mi“ = „Kein Ding für mich“) und gestern hat mich Yolanda zum ersten Mal gefragt, ob ich mal zu ihr kommen möchte, damit wir mit ihrer 17-jährigen Tochter zusammen joggen gehen. Diese Woche hat sie mir erzählt, dass sie in ihrem Urlaub (vergangenen Monat hatte sie frei) ein Baby bekommen hat, beziehungsweise ihre jüngste Tochter ein Baby bekommen hat. Da Yoli jedoch darauf besteht, dass ihre Tochter die Schule beendet und dann auch studiert, wie ihre ältere Tochter, die inzwischen Pharmazie studiert und einen 3-jährigen Sohn hat, nimmt sie als Großmutter auch die Mutterrolle ein. Mittags ist die Tochter beim Baby und abends, wenn sie zur Abendschule (was hier normal scheint) geht, ist Yolanda bei dem Kind.
Hier scheint es nichts Ungewöhnliches zu sein, dass junge Frauen in meinem Alter ein Baby haben. Ich habe erzählt, dass es in Deutschland im Gegensatz zu Panama eher an Babys fehlt, die Bevölkerung immer älter wird. Mir kommt es hier auch so vor, dass die Familie einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft hat als in Deutschland. Die Familien wohnen oft nicht weit auseinander, die Kinder wachsen mit ihren Cousins und Großcousins auf und wohnen meistens auch noch als junge Erwachsene bei den Eltern.
Nach 9 Monaten so weit von der Familie entfernt, möchte ich inzwischen gar nicht weit weg von Zuhause studieren gehen, da mir aufgefallen ist, wie wichtig mir doch Familie ist…
Mai, Juni, Juli: In knapp zwei Monaten geht es für mich nach Deutschland. Am 16.07. geht mein 11-monatiger Freiwilligendienst im Nutre Hogar in Changuinola zu Ende und heute hat mir mein Chef mitgeteilt, wer ab Mitte August die nächste Freiwillige im Nutre Hogar sein wird. Ich habe schon ein bisschen überlegt, was ich hier als Erinnerung hinterlassen kann. Miss Jolly, die Krankenschwester, hat mir schon das Okay gegeben, ein weiß gestrichenes Zimmer zu verzieren. Hierzu freue ich mich über Anregungen!
Zu dem Artikel über Unterernährung im Nutre Hogar vom 15.03.2018 möchte ich mich jetzt auch nochmal äußern: Anfang März vor knapp zwei Monaten sind die extrem unterernährten Jungs Yuriel und Abdiel ins Nutre Hogar gekommen. Glücklicherweise sind sie inzwischen kaum mehr wiederzuerkennen! Die beiden „gorditos“ (Dickerchen) und endlich auch Carla, die schon länger als ein halbes Jahr hier ist, werden als nächstes wieder nachhause gehen können. Ich wünsche ihnen so sehr, dass sie so schnell, wie sie jetzt zugenommen haben, nicht wieder abnehmen. Diese traurige Überraschung haben wir hier nämlich auch manchmal, wenn die ehemaligen „Patienten“ mit ihrem Erziehungsberechtigen zum nachträglichen Termin kommen.
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A.+V. (Montag, 14 Mai 2018)
lb. Paula, wir freuen uns, auch für dich, eine so positive Veränderung bei den Kleinen
mitzuerleben.