Abschied nehmen

 

Letztes Wochenende habe ich noch ein letztes Mal in der von Landwirtschaft geprägten Nachbarprovinz Chiriquí verbracht. Glents, Koordinator von Reforestando Centroamérica in Chiriquí hat mir schon vor einiger Zeit gesagt, dass ich ihn mal für ein Wochenende besuchen soll, damit wir Ausflüge in der schönen, grünen, bergigen Landschaft von Chiriquí machen. 

von links: Glents, Alexis, ich, Toby und Marten auf dem "mesita de Chorcha". Quelle: Glents
von links: Glents, Alexis, ich, Toby und Marten auf dem "mesita de Chorcha". Quelle: Glents

Vor 7 Monaten hat Glents sich Auto und Führerschein im wahrsten Sinne des Wortes „zugelegt“. Fahrstunden hatte er keine gehabt, da er Mo-Fr ja bis 6 pm arbeitet, erzählte er mir, und er wusste vorher schon ein bisschen wie man Auto fährt, ihm fehlte nur die Lizenz. Da fiel mir auf, dass hier die Kosten für den Führerschein sicherlich um einiges niedriger sind, aber jetzt kann ich auch nachvollziehen, dass dieser in Deutschland nicht anerkannt wird (was bei einem ehemaligen Mitschüler, der eine Zeit lang in Panama gelebt hat, der Fall war). Überrascht war ich auch, dass Glents trotz kaputter Kilometeranzeige sicher durch die Straßen gefahren ist. Ach ja und anschnallen wird in Panama leider auch eher unterbewertet, bzw. die hinteren Plätze betreffend. Dazu meine Schwester wiederum, dass Anschnallpflicht in Deutschland hat dazu geführt, dass schnellere Autos gebaut wurden und schneller gefahren wurde, dadurch mehr Unfälle passiert sind, für die Fußgänger häufiger tödlich und für die Autofahrer im Endeffekt auch, weil sie schneller gefahren sind. „Also is das sone Sache..“

Zurück zu unserem Wochenende. Da Glents also nun ein Auto hat, sind wir zusammen mit seinem Freund Alexis, Marten (mit dem ich nach Nicaragua gereist bin) und seinem Gastbruder zum „meseta“ de Chorcha gefahren. „Mes[et]a“ heißt übersetzt Tisch und bezeichnet einen Tafelberg, also einen Berg mit weiter Gipfelebene, hat mir Wikipedia heute erklärt. Von dort oben hat man einen unglaublichen Blick über die Provinz bis zum Meer. Ich erinnere mich an die erste Busfahrt bei Tag von Davíd über die Interamericana Richtung Panama, als ich von dort aus den Wasserfall am Tafelberg gesehen habe; tolles Gefühl jetzt auch mal hautnah am Wasserfall gewesen zu sein!

Sehr sehr erfrischend kühles Wasser Quelle: Alexis
Sehr sehr erfrischend kühles Wasser Quelle: Alexis

Auf der Gebirgskette zwischen Chiriquí und Bocas del Toro, der Provinz, in der ich lebe, haben wir einen weiteren, eher unbekannten Wasserfall aufgesucht. Der begrünte Weg dorthin, der durch Kuhweiden führt, erinnerte mich an eine Alm in Deutschland. Vor allem in Changuinola dagegen vermisse ich die Natur, in den Bananenplantagen um Changuinola herum kann ich nicht einfach spazieren gehen.

Abschlussbild in  Rollerskates Quelle: Glents
Abschlussbild in Rollerskates Quelle: Glents

Auf Vorschlag Glents‘ sind wir abends noch Rollerskates in einer kleinen Halle gefahren und Marten und ich, als ehemalige Inlineskater, hatten auf jeden Fall unseren Spaß, die beiden Panameños hingegen haben einem echt Leid getan, so oft wie die sich auf den Boden gelegt haben, weil sie Rollen unter den Füßen so gar nicht gewöhnt sind. Glents hatte sich das um einiges einfacher vorgestellt… Meine Gastmutter hat mir erzählt, dass manche Eltern heutzutage ihren Kindern Skates kaufen, es aber die Jahre davor unbekannt war. Sonntag Vormittag haben wir noch mit Glents Mutter einen Ausflug zu Thermalquellen gemacht, wo auch Glents noch nicht vorher war. Diese Quellen scheinen mir eher untouristisch, da sie unter anderem über den holprigen Weg eher schwer zu erreichen sind und, wie wir später erfahren haben, für die indigene Bevölkerung, die dort lebt, große Bedeutung haben. Für 2$ hatten wir Zutritt zu diesem unberührten, magischen Ort. Die Menschen dort setzen sich in die Quelle, um Fürbitten an Gott zu sprechen, manche bleiben für ein bis zwei Stunden in dem gefühlt 37 Grad heißen Gewässer, in dem wir es nur ein paar Minuten ausgehalten haben bis uns leicht schummrig wurde.

Glents' Mutter und ich in einer heißen Thermalquelle. Quelle: Glents
Glents' Mutter und ich in einer heißen Thermalquelle. Quelle: Glents

Als ich mich nachmittags von Glents‘ Mutter verabschiedet habe, ist mir wieder die Gastfreundlichkeit, die mir schon von so vielen anderen Pameños entgegengebracht wurde, aufgefallen: „Wenn du irgendwann mal wieder hierher kommst: „mi casa es tu casa. Qué dios te bendiga“ (Mein Zuhause ist dein Zuhause. Gott segne dich.). Abschied nehmen hat bei mir schon begonnen. Mir bleibt noch ein Wochenende zuhause in Changuinola, an dem ich unter anderem die Familie einer Freundin ein letztes Mal besuchen werde und mit ihnen Semmelknödel machen möchte. Nächste Woche heißt es Abschied nehmen von den Leuten im Fitnessstudio und von Nutre Hogar. Und dann geht es in die Endphase: AFS-End-Stay-Camp, Flug nach Mexiko zu meiner AFS-Freundin Friederike und dann die letzte Woche vor dem Rückflieg nach Deutschland am 16.07.2018.

Blick in die Ferne (mesita de Chorcha) Quelle: Glents
Blick in die Ferne (mesita de Chorcha) Quelle: Glents

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Kommentare: 3
  • #1

    Anja Jacobs (Donnerstag, 14 Juni 2018 15:06)

    Ach, Paula! Wie schön sind diese Bilder aus Chiriqui! Und wie traurig das Abschiednehmen... Aber sei gewiss, dass sich alle freuen, wenn du wieder zurück bist!
    Viel Spaß noch in Mexiko!
    LG
    Anja

  • #2

    gn (Sonntag, 17 Juni 2018 20:48)

    Test

  • #3

    A.+V. (Sonntag, 17 Juni 2018 21:03)

    Lb. Paula,
    danke für die lfd. Berichte und Bilder während deinem Panama-Aufenthalt,
    dadurch war es auch für uns ein Erlebnis. Wir bewundern dein Interesse und
    deinen Mut an diesem Einsatz. Dennoch freuen wir uns sehr auf das baldige
    Wiedersehen.
    LG
    A+V.